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Umwelt-Stressoren und Herz­erkrankungen

(DR. MED. MBA LL.M. MBP FSCA HUBERT WALLNER)

Heute belasten Umwelt­stressoren wie Verkehrs­lärm und Luftver­schmutzung das Herz-Kreislaufsystem und kosten darüber hinaus gesunde Lebensjahre.

In den vergangenen Jahrzehnten konnte eine Verschiebung des Krankheits­spektrums beobachtet werden, sodass heute vor allem nicht übertragbare, chronische Erkrankungen wie Herzkreis­lauf­erkrankungen einen großen Teil der globalen Krankheits­last ausmachen. Eine zunehmende Anzahl von Studien kann dabei aufzeigen, dass Umwelt­stressoren wie Verkehrslärm und Luftver­schmutzung bei der Entstehung von Herzkreislauf­erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzrhythmus­störungen, Schlaganfall und Demenz beteiligt sind.

Verkehrslärm

Der Einfluss von Lärm auf physiologische Funktionen und psychische Prozesse hängt von seinen Eigenschaften, Intensität und Natur ab.

Lärmbelästigung entsteht in den meisten städtischen Umgebungen durch Verkehr (Flugzeug, Auto, Eisenbahn), kann aber auch von Lautsprechern, Sirenen, Autohupen und Maschinen aus der Industrie stammen.

Mittlere Lärmpegel von über 55 dB (Dezibel, Schalldruckpegel) gehen mit einer deutlichen Erhöhung des Risikos für Herzkreislauferkrankungen einher und einer weiteren Risikosteigerung um je acht Prozent pro 10 dB.

Ein Drittel der europäischen Bevölkerung ist dauerhaft höheren Schallpegeln als 55 dB ausgesetzt. Nachdem etwa. 80% der Bevölkerung in Städten lebt sind ca. 70 Millionen Europäer mit Lärm von über 55 db belastet. Neue Studienergebnisse haben berechnet, dass ca. 900.000 Bluthochdruckerkrankungen, ca. 45.000 Krankenhauseinweisungen und 6,5 Millionen Schlafstörungen in Europa aufgrund von hoher Lärmbelastung resultieren.

Luftverschmutzung

Luftverschmutzung führt ebenfalls zu einer vermehrten Ausprägung von Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Insulinresistenz, Diabetes mellitus und Übergewicht.

Luftverschmutzung resultiert aus der komplexen Interaktion von mehreren Emissionen und chemischen Reaktionen. Aus gesundheitlicher Sicht sind die wichtigsten Bestandteile die gasförmigen Schadstoffe wie Ozon (O), Stickstoffdioxid (NO), Benzol, Kohlenmonoxid (CO), Schwefeldioxid (SO), Kohlendioxid (CO).

Feinstaub besteht aus einer Vielzahl von Quellen, die sich in Größe und Zusammensetzung unterscheiden. Feine Partikel mit Durchmesser < 2,5 μm gelten als besonders krankheitsfördernd, da kleinere Partikel leichter die Lungen durchdringen und damit leichter in die Blutbahn gelangen und hier das Fortschreiten der Gefäßsklerose fördern.

Die Luftverschmutzung durch Feinstaub stellt den fünft wichtigsten Risikofaktor für die weltweite Sterblichkeit dar. Zudem ist, nach neuesten Studien, Feinstaub für jährlich 8,9 Millionen Todesfälle weltweit und in Europa für ca. 800.000 Todesfälle verantwortlich. Im Vergleich dazu versterben 7,2 Millionen Menschen durch Nikotin (inklusive passives Rauchen).

Zusammenhänge von Umwelt-Stressoren und Herz- Kreislauferkrankungen

In funktionellen MR-Untersuchungen des menschlichen Gehirns wurde gezeigt, dass unter Einwirkung von Umwelt-Stressoren eine hohe Aktivität in einem bestimmten Region erkennbar ist und erhöhte Stresshormonspiegel die Folge sind, die zu Gefäßfunktionsstörungen führen mit Fortschreiten der Gefäßsklerose durch verstärkte Freisetzung freier Radikale. Eine Besserung konnte somit auch durch die Gabe von Vitamin C erreicht werden, was auf erhöhten oxidativen Stress in der Gefäßwand hindeutet.

Neubewertung des Herz-Kreislaufrisikos

Nachdem überzeugende wissenschaftliche Arbeiten den ungünstigen Einfluss von Umwelt-Stressoren wir insbesondere Lärm und Luftverschmutzung auf Herz- Kreislauferkrankungen gezeigt habe gilt es insbesondere in der Vorsorgemedizin einen Einfluss auf diese Risikofaktoren zu nehmen.

 

Quellen: Nach Vortrag anlässlich der Jahrestagung 2022 der österreichischen kardiologischen Gesellschaft, Prof. Dr. Thomas Münzel, Zentrum für Kardiologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

 

Dr. Hubert Wallner
Ärztlicher Leiter interdisziplinäres Gefäß-Zentrum Kardinal Schwarzenberg Klinikum
Kardinal Schwarzenberg Platz 1, 5620 Schwarzach

 

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