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Cholesterin – Welcher Wert ist entscheidend

(DR. MED. MBA LL.M. MBP FSCAI HUBERT WALLNER)

Fettstoffwechselstörungen mit und ohne Medikamente behandeln

 

HYPERCHOLESTERINÄMIE
Cholesterin ist für den Körper ein wichtiger Baustein. Er ist Bestandteil von Zellmembranen und dient zur Herstellung von Hormonen, Vitamin D und Gallensäuren.

Zuviel Cholesterin im Blut bezeichnet man als Hypercholesterinämie und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Cholesterin ist weder in Wasser noch Blut löslich. Damit der Körper Cholesterin im Blut transportieren kann, verpackt er es mit verschiedenen Eiweißen und anderen Bestandteilen zu winzigen Paketen.

 

LDL-Cholesterin (= schlechtes Cholesterin) transportiert Cholesterin von der Leber in den Körper. Überschüssiges LDL-Cholesterin kann in Gefäßwänden abgelagert werden und begünstigt die Atherosklerose, die umgangsprachlich als Arterienverkalkung bekannt ist.

HDL-Cholesterin (= gutes Cholesterin) nimmt überschüssiges Cholesterin aus dem Körper auf und befördert es zur Leber, wo es abgebaut und mit der Galle ausgeschieden wird. Ein hoher HDL-Wert
wirkt sich günstig auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkankungen aus.

Wie viele Menschen haben eine Hypercholesterinämie?
Die Häufigkeit zu hoher Cholesterinwerte ist in der Durchschnittsbevölkerung bei Männern und Frauen etwa gleich und liegt zwischen 50 % und 60 %.

URSACHEN VON ZU HOHEM CHOLESTERIN I

ERNÄHRUNG
KÖRPERLICHE BEWEGUNG 
VERERBUNG

 

Ist der Cholesterinspiegel im Blut zu hoch, kann das verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich werden zwei Formen der Hypercholesterinämie unterschieden.

Primäre Hypercholesterinämie
Hier liegt eine erbliche Veranlagung für zu hohe LDL-Cholesterinwerte vor. Man bezeichnet diese Form als familäre Hypercholesterinämie, die als eine der häufigsten genetischen Erkankungen gilt. Die nach der Erblehre heterozygote Form der familiären Hypercholesterinämie kommt in der Bevölkerung mit ca. 1:500 vor, die homozygote familiäre Hypercholesterinämie 1:1000000. Somit ist die heterozygote angeborene Störung des Fettstoffwechsels eine häufige Erkrankung und wird im Regelfall bereits in jungen Jahren durch sehr hohe LDL-C-Werte erkannt.

Bei Werten ab 190 mg/dl kommt es zu Cholesterinablagerungen in der Haut sowie im Bereich der Augen. Unbehandelt kommt es zu vorzeitiger Manifestation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sich meist schon vor dem 50. Lebensjahr manifestieren. Die sehr seltene Form der homozygoten familiären Hypercholesterinämie mit extrem hohen LDL-C-Werten (oft über 400) führt unbehandelt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits vor dem 20. Lebensjahr.

Sekundäre Hypercholesterinämie
Die deutlich häufigere sekundäre Hypercholesterinämie wird durch andere Erkrankungen oder ein Fehlverhalten („Risikofaktoren“) ausgelöst. Sie tritt unter anderem auf bei:

  • metabolischem Syndrom: z.B. Adipositas, Diabetes mellitus
  • chronischer Niereninsuffizienz
  • nephrotischem Syndrom
  • Hypothyreose
  • Morbus Cushing
  • Cholestase
  • Hepatom
  • systemischem Lupus erythematodes
  • akuter intermittierender Porphyrie
  • Anorexie
  • Lymphom

Folgen der Hypercholesterinämie

 

  • Schlaganfall
    Bilden sich die Ablagerungen in Hirn- oder Halsarterien, kommt es zu einer verminderten Sauerstoffversorgung bestimmter Gehirnareale, und unter Umständen zu einem kompletten Gefäßverschluss mit den Folgen eines Schlaganfalls.
  • Herzinfarkt
    Herzkranzgefäße sind von den Ablagerungen durch zu hohe Cholesterinwerte häufig betroffen und führen zur koronaren Herzkrankheit. Es kann in Folge zu einem Herzinfarkt führen, wenn das betroffene Gefäß sich komplett verschließt.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
    Die Krankheit ist unter den Namen Schaufensterkrankheit bekannt. Es handelt sich dabei um durch cholesterinhaltige Ablagerungen verengte Blutgefäße in den Beinarterien.

MODERNE CHOLESTERINSENKUNG
Im Fokus der Behandlung steht die Absenkung des LDL-Cholesterinspiegels zur Reduktion des Herz-Kreislauf-Risikos. Im Behandlungsprozess der Senkung zu hoher Cholesterinwerte steht dies häufig im Spannungsfeld zwischen hartnäckigen Polemiken wie der „Cholesterinlüge“ und immer ambitionierteren Therapiezielen mit dem Motto „je niedriger, desto besser“. In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff „Adhärenz“ zu interpretieren und meint die Einhaltung der vom Patienten und Arzt gemeinsam gesetzten Therapieziele. Für den Therapieerfolg ist somit diese therapeutische Allianz von Bedeutung.

FRÜHZEITIGE BEHANDLUNG
Bei zu hohen Cholesterinwerten sind Lebensstilanpassungen in Bezug auf die Ernährung und regelmäßige Bewegung die Basis.

MOTIVATION UND ADHÄRENZ
Der betreuende Arzt nimmt eine zentrale aufklärende, beratende Position ein. Insbesondere ist es wichtig im Erstgespräch Unklarheiten, insbesondere Ängste von Patienten, zu ergründen und Wissen und Erfahrung zu vermitteln, sodass ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut werden kann. Im Rahmen der Kontrolltermine ist darauf zu achten, ob eine ausreichende Verträglichkeit und Wirkamkeit der verordneten Therapie gegeben ist und die Selbstmotivation des Patienten zu fördern.

MEDIKAMENTÖSE THERAPIE

  • Statine
    Statine senken den Cholesterinspiegel über Einflussnahme der Bildung von LDL-Rezeptoren, die Cholesterin aus dem Blut entfernen und haben ihren hauptsächlichen Wirkmechanismus in der Leber. Erreicht werden kann eine Cholesterinsenkung von 30 % bis ca. 50 %.
  • Ezetimib
    Eine zusätzliche LDL-Senkung in Kombination mit einem Statin gelingt mit Ezetimib, dass die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm vermindert.
  • Bempedoinsäure
    LDL-Senkung kann auch durch Bempedoinsäure isoliert oder in Kombination mit den genannten Medikamenten erfolgen durch vermehrte Bindung von LDL-Rezeptoren und Entfernung von Cholesterin aus dem Blut.
  • Cholesterinsenkende Spritzen
    Das Ausmaß der Cholesterinsenkung kann durch cholesterinsenkende Injektionen (PCSK-9-Hemmer) durch Verhinderung von LDL-Rezeptoren gelingen, wo eine Senkung von 60 % bis maximal 80 % (in Kombination der genannten anderen Therapien) möglich ist.Allgemein ist festzuhalten, dass von den Sozialversicherungsträgern ein Stufenschema gefordert wird zur Erreichung der Zielwerte und entsprechende Auflagen erfüllt werden müssen, um eine Therapieeskalation mit dem jeweils stärkeren Medikament zu ermöglichen.

WELCHER LDL-ZIELWERT WIRD EMPFOHLEN?

Die oberen Grenzwerte für den LDL-C-Zielwert sind in Abhängigkeit des Herz-Kreislaufrisikos definiert. Menschen mit einem mittlerem Herz-Kreislaufrisiko sollten LDL-C-Zielwerte von unter 100 mg/dl haben, Patienten mit hohem Herz-Kreislaufrisiko unter 55 mg/dl, Patienten mit sehr hohem Herz-Kreislaufrisiko von unter 40 mg/dl.

Die genannten Grenzwerte gelten seit 2 Jahren und haben sich gegenüber früher noch weiter nach unten korrigiert, da bekannt ist, dass weitere Herz-Kreislauferkrankungen durch besonders niedrige
LDL-C-Werte verhindert werden können.

NICHT MEDIKAMENTÖSE THERAPIEN

Folgende Nahrungsmittel senken das Cholesterin auf natürliche Art:

 

 

DER KARDIOVASKULÄRE RISIKOFAKTOR LIPOPROTEIN (a)

Für atherosklerotische Gefäßerkrankungen ist das Lipoprotein (a) ein eigenständiger Risikofaktor, der durch Bewegung oder Ernährung nicht wesentlich beeinflusst werden kann und genetisch determiniert ist. Somit gilt, insbesondere bei Risikopatienten zumindest einmal im Leben das Lipoprotein (a) zu messen, um das Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser einschätzen zu können.

Ab einem Wert von 30 mg/dl kommt es zu einer Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Werte über 180 mg/dl bedeuten ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Zurzeit sind lediglich die injizierbaren Cholesterinsenker in der Lage effektiv um bis zu 30 % die Lipoprotein (a) – Werte zu senken, künftig werden aber gezielte Medikamente verfügbar sein, um diesen Risikofaktor effektiver behandeln zu können.

Welche Risikofaktor sollte ich reduzieren?

  • Übergewicht: Zielwert ist ein BMI von 20 bis 25 kg / m². Taillenumfang unter 94 cm bei Männern und unter 80 cm bei Frauen
  • Rauchen: beenden
  • Blutdruck: unter 140/90 mmHG
  • Anpassung der Ernährung: Die Ernährung sollte täglich weniger als 300 mg Cholesterin enthalten, weniger als 10 g Alkohol (1 Glas Bier 0,25 l) und generell wenig Fett. Beim Kochen ist am besten grillen oder dampfgaren, nicht frittieren bzw. in der Pfanne mit Fett braten.

Empfohlene Lebensmittel für cholesterinarme und ausgewogene Ernährung sind z.B:

  • Vollkorn: Brot, Nudeln
  • Gemüse: rohes oder gekochtes Gemüse
  • Hülsenfrüchte: Linsen, Erbsen
  • Obst: viel frisches oder gefrorenes Obst
  • Fisch: z.B. Lachs, Makrele, Thunfisch, Hering
  • Fleisch: Geflügel ohne Haut
  • Milchprodukte: Magermilch- & -joghurt
  • Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Nüsse, pflanzliche Fette

 

Quelle:
Dr. Hubert Wallner
Ärztlicher Leiter interdisziplinäres Gefäß-Zentrum Kardinal Schwarzenberg Klinikum
Kardinal Schwarzenberg Platz 1, 5620 Schwarzach

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